Wie geht Pflege 2023 in Oberberg? Podiumsdiskussion zur Zukunft der Pflege

14. November 2023 | Demografie, Familie, Jugend & Soziales, SGK

Zu einer Diskussion über die Zukunft der Pflege hatten die Oberbergische SPD und die Sozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpolitik SGK eingeladen.
 
 
Vor vollem Haus diskutierten der gesundheitspolitische Sprecher der SPD Landtagsfraktion Thorsten Klute, Dorit Knabe aus dem Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe im Oberbergischen Kreis, Sarah Kickartz aus dem Otto-Jeschkeit-Altenzentrum der AWO, Raphael Lüdenbach, Pflegedirektor im Klinikum Oberberg sowie Bernhard Rappenhöner, Gründer und Geschäftsführer der Pflegeeinrichtung Lebensbaum.
 
 
Schnell kristallisierten sich die drängendsten Fragen und Problemstellungen heraus: Fachkräftemangel, Zeitarbeit, überbordender Bürokratismus, die Herausforderung für pflegende Angehörige und der demographische Wandel, der in allen Bereichen übergreifend zum Problem wird.
 
 
In der häuslichen Pflege werden jährlich etwa 12 Milliarden Euro nicht abgerufen, da die Angehörigen nicht ausreichend über die Möglichkeiten der Leistungen informiert sind oder an der Bürokratie scheitern. Bernard Rappenhöner: „Um die Tagespflege in Anspruch zu nehmen, bedarf es alleine fünf verschiedener Anträge.“ Auch die Beratungsstrukturen für Pflegende seien nicht effizient.
 
 
 
„Etwa 4 Millionen Menschen werden zu Hause gepflegt, die pflegenden Angehörigen haben keine Lobby, keine Gewerkschaft die sich um ihre Belange kümmert“, sprach Dorit Knabe an. Sie forderte die intensive Beratung der Familien und eine deutliche Reduzierung der
Bürokratie.
 
 
Der Abgeordnete Thorsten Klute plädierte eindringlich für das rheinlandpfälzische Modell der Gemeindeschwester plus. „Sie sucht die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen zu Hause regelmäßig auf und unterstützt sie auch in solchen Fragen“, so Klute.
 
 
 
„Der in allen Bereichen vorhandene Fachkräftemangel,“ erklärte Nicole Meyer, Leiterin der Akademie für Gesundheitswirtschaft und Senioren AGewiS, „ist nicht nur auf fehlende Auszubildende zurückzuführen, sondern auch drauf, das nicht ausreichend Lehrpersonal vorhanden ist.“
 
Sarah Kickartz schilderte eindringlich die Situation in der stationären Pflege. Das Personal, dass über die Zeitarbeitsfirmen ins Haus kommt, sucht sich die Arbeitszeiten aus, während die festen MitarbeiterInnen die übrige Zeit abdecken, mit schlechtem Gewissen in Urlaub gehen oder krank zur Arbeit kommen um den Bewohnern gerecht zu werden. „Wir gehen auf dem Zahnfleisch!“
 
Thorsten Klute berichtete, das die Pflegeinsolvenzen in den ersten neun Monaten in NRW bereits mehr als viermal so hoch waren als im gesamten Jahr 2022, das das Land die Pflegeeinrichtungen nicht auskömmlich finanziere. Er sagte dem Podium und allen Anwesenden zu, die geschilderten Problem mit in die SPD Fraktion zu nehmen und intensiv an Lösungen zu arbeiten.

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